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Aufbau der Darmflora bei Kindern: Mikrobiom von Babys und Kleinkindern

Wie sich unsere Darmflora zusammensetzt, hat großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Bereits während der Geburt werden Babys mit unzähligen Keimen besiedelt. Der Aufbau der Darmflora von Kindern kann jedoch durch bestimmte Medikamente gestört werden.

Darmflora Aufbau bei Kindern - © Canva

Aufbau der Darmflora bei Kindern – © Canva

Der Darm gehört zu einem unserer wichtigsten Organe im Hinblick auf das Immunsystem. Je vielfältiger die Zusammensetzung von Keimen im kindlichen Darm ist, desto hilfreicher ist das für die Abwehrkräfte. Die kindliche Darmflora ist daher schon am Anfang des Lebens von zentraler Bedeutung.

Überblick: Aufbau der Darmflora bei Kindern

Erfahren Sie in diesem Artikel alles rund und den Aufbau der Darmflora bei Kindern. Dazu beschäftigten wir uns mit den folgenden Fragen:

• Wie entwickelt sich die Darmflora bei Babys und Kindern?
• Welchen Einfluss hat Muttermilch auf die kindliche Darmflora?
• Wie beeinflusst ein Kaiserschnitt die Darmflora bei Kindern?
• Welche Bedeutung hat die Darmflora bei Koliken im Säuglingsalter?
• Was kann die Darmflora zerstören?
• Welche Symptome geben Hinweise auf eine gestörte kindliche Darmflora?
• Wann muss die Darmflora bei Babys und Kindern aufgebaut werden?
• Welche kindlichen Krankheiten sind mit der Darmflora verknüpft?
• Welche Rolle spielen Probiotika für den Aufbau der Darmflora von Kindern?
• Welche Auswirkung hat die Ernährung bei Kindern auf die Darmflora?
• Wie kann man den Aufbau der Darmflora bei Babys und Kindern unterstützen?
• Wie kann man die kindliche Darmflora stärken?

Entwicklung: Darmflora bei Babys und Kindern

Bevor ein Kind zur Welt kommt, ist die Darmflora des Babys quasi noch ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Erst im Zuge des Geburtsvorganges kommt es zur Besiedelung des kindlichen Darms mit bestimmten Mikroorganismen, die für die weitere Entwicklung und Gesundheit des Säuglings wichtig sind. Die so entstehende Darmflora braucht allerdings relativ lange, bis sie völlig ausgereift ist. Wie bei anderen Entwicklungsschritten auch, kann dieser Prozess bei Kindern unterschiedlich schnell ablaufen. Während das Mikrobiom im Darm von manchen 4-Jährigen bereits voll entwickelt ist, braucht die Darmflora bei anderen Kindern im Alter von 5 Jahren noch ein wenig, um in ihrer Zusammensetzung individuell ausgereift zu sein.

Wird diese Besiedelungsentwicklung sehr früh im Leben eines Kindes gestört, kann eine sogenannte Dysbiose langfristige gesundheitliche Folgen für den Menschen haben. Frühgeborene haben aufgrund der häufig notwendigen medizinischen Interventionen – wie etwa ein Kaiserschnitt oder Antibiotika-Gabe – ein erhöhtes Risiko für eine solche frühe Dysbiose.

Muttermilch und die Darmflora von Kindern

Muttermilch ist bedeutsam für die Gesundheit von Säuglingen und Kindern. Neben mehreren hundert unterschiedlichen Kohlehydraten versorgt insbesondere die sogenannte Vormilch (auch Erstmilch genannt) Babys mit Leukozyten, Makrophagen und Immunglobulinen. Diese sind für das Immunsystem und die Abwehr von Erregern wie Viren oder krankmachenden Bakterien wesentlich.

Die Muttermilch scheint darüber hinaus auch eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung und dem Aufbau der kindlichen Darmflora zu spielen. In ihr sind Nährstoffe enthalten, die dem Wachstum der nützlichen Bakterien dienen. Das Mikrobiom der Muttermilch besteht aus hunderten Bakterienarten, wie z. B. Laktobazillen, die für die Immunsystem-Reifung des Babys und den Aufbau der Darmflora des Kindes wesentlich sind. Die Zusammensetzung der Darmflora eines jeden Menschen ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Das gilt auch für das Mikrobiom der Muttermilch, das einzigartig und nicht reproduzierbar ist. Während der Stillzeit kann sich die Zusammensetzung allerdings verändern.

Die Darmflora von Babys nach einem Kaiserschnitt

Während der vaginalen Geburt wird das Mikrobiom des Babys durch entsprechende Bakterien der Mutter beeinflusst. Nach der Vaginalgeburt kann man im Nasen-, Mund- und auch Darmbereich des Babys vor allem die Bakteriengattung Lactobacillus finden, die zu einem großen Teil auch im mütterlichen Vaginalmilieu zu finden ist. In den gleichen Bereichen findet man bei Kindern, die mittels Kaiserschnitts entbunden wurden, vor allem die Gattungen Staphylococcus, Streptococcus und Propionibacterium, welche typischerweise die Haut besiedeln. Kaiserschnittbabys weisen zu Beginn ihres Lebens demnach im Vergleich zu vaginal geborenen Kindern eine geringere Bakterienanzahl im Darm auf. Die Diversität der Keime im Darm ist bei Kaiserschnittkindern auch ein Jahr nach der Geburt noch erheblich reduziert. Im Alter zwischen drei und fünf Jahren holt die Vielfalt der Mikroorganismen allerdings deutlich auf. Die Darmflora der Kinder unterscheidet sich dann nicht mehr von vaginal Geborenen.

Darmflora bei Kindern und Säuglingskoliken

Die Darmflora von Kindern gerät auch im Hinblick auf die sogenannten „Dreimonatskoliken“ zunehmend in das Interesse der Forschenden. Die Entstehung dieser Säuglingskoliken, die heute als Regulationsstörungen bezeichnet werden, ist noch nicht vollständig geklärt. Eine mögliche Entstehungstheorie geht auf die Entwicklung sowie Zusammensetzung der kindlichen Darmflora zurück. Bei gestillten Kindern kann etwa eine andere Keimzusammensetzung im Darm festgestellt werden als bei Babys, die nicht mit Muttermilch ernährt werden. Besonders in der Zeit bis zum vierten Lebensmonat – das typischerweise das Ende der klassischen Säuglingskoliken markiert –herrschen in der Zusammensetzung der kindlichen Darmflora große Unterschiede. Im Mikrobiom von Babys, die an Säuglingskoliken litten, wurden im Zuge von Untersuchungen andere Darmkeime entdeckt als in jenem von Babys, die nicht von Koliken betroffen waren. Spezielle Bakterien, die insbesondere Gase produzieren, und die vermehrt bei den Schreibabys gefunden wurden, liefern einen Hinweis auf eine der möglichen Entstehungsformen von Dreimonatskoliken.

Was kann die Darmflora zerstören

Schon eine einmalige Antibiotika-Therapie kann das Mikrobiom im Darm für ein bis zwei Jahre verändern. Das größte Risiko für die Zerstörung der Darmflora von Kindern ist eine Antibiotikatherapie in den ersten zwei Jahren nach der Geburt. Insbesondere der Einsatz spezieller Antibiotika-Gruppen kann großen Schaden in der Darmflora anrichten. Ein Schaden, der im Verdacht steht, an der Entwicklung von Asthma und Übergewicht beteiligt zu sein. Vor allem die mehrmalige Antibiotikatherapie bei Babys und Kleinkindern kann ernstzunehmende Folgen haben. Darunter beispielsweise ein erhöhtes Risiko für entzündliche Erkrankungen des Darms. Bei Untersuchungen an Kindern zwischen zwei und sieben Jahren zeigte sich ein deutlicher Unterschied in der Darmflora von jenen Kindern, die mit Antibiotika vor dem vollendeten zweiten Lebensjahr behandelt wurden. Besonders groß war die Störung der Darmflora bei Babys, die in ihren ersten sechs Lebensmonaten mit Makrolidantibiotika behandelt werden mussten.

Symptome: Anzeichen einer gestörten Darmflora bei Kindern

Ist die Balance der Darmflora von Kindern gestört, kommt es zu einer sogenannten Dysbiose im Darm. Bei einem solchen Zustand haben krankmachende Keime im Darm leichteres Spiel, da nicht mehr ausreichend „nützliche“ Bakterien vorhanden sind, um den Körper vor den Krankheitserregern zu schützen. Neben einer so entstehenden größeren Anfälligkeit für Infekte kann eine gestörte Darmflora auch noch eine Reihe weiterer Beschwerden auslösen. Zu den Symptomen einer gestörten Darmflora zählen:

Blähungen
Durchfall
Bauchschmerzen
Bauchkämpfe
Verstopfung
• Kopfschmerzen
Müdigkeit
• Infektanfälligkeit
• Chronische Darmentzündungen
Übelkeit
Lebensmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz
• Probleme mit der Haut

Wann muss man die Darmflora von Babys und Kindern wieder aufbauen?

Es ist ein normaler Prozess, dass sich die Darmflora von Babys in den ersten Monaten nach der Geburt bis hin zum fünften Lebensjahr aufbaut. Dieser Aufbau der Darmflora entwickelt sich im Baby- und Kleinkindalter natürlicherweise etwa durch:

• Die Art und Weise der Geburt
• Die Ernährungsform
• Den Kontakt mit verschiedenen Umweltkeimen
• Den Gegebenheiten im Haushalt, wie beispielsweise Haustiere

Grundsätzlich ist es also nicht notwendig, in den Aufbau der Darmflora von Babys und Kindern einzugreifen. Wichtig für eine gesunde Darmflora ist vor allem eine ausgewogene, vielfältige und dem Alter der Kinder entsprechende Ernährung. Es kann allerdings Anlässe geben, die es erfordern, die kindliche Darmflora zu unterstützen.

Ein Beispiel dafür sind wiederkehrende Bauchschmerzen bei Kindern. Probiotische Präparate führen in Untersuchungen im Rahmen einer ganzheitlichen Strategie zu einer kurzfristigen Beschwerdebesserung im Vergleich zu mit Placebo behandelten Kindern.

Auch eine Behandlung mit Antibiotika kann die Unterstützung der kindlichen Darmflora erfordern. Welche Maßnahmen sich genau dafür eigenen, sollte je nach Ausgangslage und Alter des Kindes mit den behandelnden Ärzt:innen besprochen werden.

Kindliche Krankheiten und die Darmflora

Die Mikrobiomforschung ist noch vergleichsweise jung. Es deutet jedoch bereits einiges darauf hin, dass relevante Störungen der Darmflora besonders im Baby- und Kleinkindalter an der Entstehung von immunologischen Erkrankungen beteiligt sind. Gerade in den ersten Lebensjahren, in denen sich die Darmflora erst entwickeln muss, ist das Mikrobiom im Darm besonders anfällig für eine Dysbiose. Man nimmt an, dass eine solche frühe Dysbiose ursächlich beteiligt sein könnte an den folgenden Erkrankungen:

Allergien
• Auto¬immunerkrankungen
• Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
• Adipositas
• Kolonkarzinome
• Typ-2-Diabetes
Depression

Probiotika für Babys und Kleinkinder

Ob Probiotika in der Säuglingsnahrung für Babys und Kleinkinder hilfreich sind, hängt von der individuellen Ausgangslage ab und ist derzeit überdies noch Gegenstand der Forschung. Prinzipiell gilt, dass bei speziell entwickelter Säuglingsnahrung, die mit Bifidobakterien und Milchsäurebakterien angereichert ist, keine Sicherheitsbedenken gegeben sind. Die derzeitige Datenlage lässt aber keine klare Aussage darüber zu, ob die so angereicherte Nahrung Vorteile gegenüber nicht angereicherter Säuglingsnahrung bietet. Hinweise auf einen möglichen Nutzen liegen allerdings sehr wohl vor. Außerdem konnten Wissenschafter zeigen, dass Probiotika als diätische Maßnahme zur Behandlung von wiederkehrenden Bauchschmerzen bei Kindern in einem ganzheitlichen Konzept zur Besserung beitragen können. Aktuelle Vorstudien lassen überdies vermuten, dass sehr unreife Frühgeborene von Probiotika profitieren können, wenn sie nicht nur mit Muttermilch ernährt werden.

Wie beeinflusst die kindliche Ernährung die Darmflora?

Die kindliche Ernährung nimmt Einfluss auf den Aufbau der Darmflora. Bei Kindern, die gestillt werden, finden sich viele Milchsäurebakterien im Mikrobiom, allen voran Bifidobacterien. Der Anteil dieses Bakterienstammes ist bei Babys, die mit Fläschchen ernährt werden, wesentlich geringer. Sobald Babys Beikost erhalten, verliert sich dieser Unterschied jedoch rasch. Grund dafür ist, dass das Baby nun mehr von jenen Bakterienspezies benötigt, die sich besser an das geänderte Kohlenhydratspektrum anpassen können.

Unterstützen: So kann man bei Säuglingen und Babys die Darmflora aufbauen

Ein wesentlicher Aspekt beim Aufbau der Darmflora von Säuglingen und Babys ist die Muttermilch. Durch das Stillen erhält das Baby unzählige Bakterien, mit denen die Abwehrkräfte des Kindes in dieser frühen Phase geprägt werden. Aber auch der Hautkontakt sowie der Kontakt mit Gegenständen ist für den Aufbau der Darmflora eines Kindes von zentraler Bedeutung.

Wie kann man bei Kindern die Darmflora aufbauen?

In Absprach mit den behandelnden Ärzt:innen kann eine probiotische Therapie nach einer Antibiotika-Behandlung von Kindern angezeigt sein. Untersuchungen haben verdeutlicht, dass bei einer rechtzeitigen probiotischen Begleitung zur Antibiotika-Therapie die ausufernde Verbreitung von Clostridium difficile im kindlichen Darm deutlich verringert werden kann. Das kann dem Auftreten starker Durchfälle entgegenwirken. Da sich die Darmflora von Babys und Kleinkindern noch im Aufbau befindet, kann die Unterstützung der Darmflora bei einer Antibiotikatherapie wesentlich sein. Immerhin töten Antibiotika nicht nur die krankmachenden Bakterien ab, sondern können auch bis zu 90 % der wertvollen Darmbakterien eliminieren. Während und nach einer Antibiotikatherapie sollten Sie bei Kindern, die bereits feste Nahrung zu sich nehmen, ganz besonders auf eine ausgewogene, vielfältige sowie ballaststoffreiche Ernährung achten.

Kindliche Darmflora stärken

Neben der Ernährungsform und bestimmten Medikamenten kann sich auch ein Übermaß an Stress ungünstig auf den Aufbau der Darmflora auswirken. Um die kindliche Darmflora zu stärken, achten Sie darauf, Ihrem Kind genügend ruhige Phasen zu ermöglichen und ausreichen Zeit für Regeneration zu bieten. Legen Sie Wert auf ausreichend Schlaf und genügend Erholungsmomente.

Erstellt am: 18.06.2024

Erstellt von: Redaktionsteam Schwabe Austria

Quellen:

Tina Konrath, „Colic babies“ Inzidenz, mögliche Ursachen und Behandlungsoptionen (abgerufen am 18.06.2024)

Apotheken Umschau, Wie Babys eine gesunde Darmflora entwickeln (abgerufen am 18.06.2024)

Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ e. V.), Säuglingsnahrungen mit Zusatz von „Probiotika“ (abgerufen am 18.06.2024)

Ärzteblatt, Antibiotika: Folgenreiche Verarmung der Darmflora von Kleinkindern (abgerufen am 18.06.2024)

Deutsches Bundesministerium für Bildung und Forschung, Probiotika – Schutz für besonders anfällige „Frühchen“? (abgerufen am 18.06.2024)

Kinder- und Jugendärzte im Netz, Kaiserschnitt: Darmflora erreicht bis zum Kleinkindalter ähnliche Vielfalt wie bei „natürlich“ Geborenen (abgerufen am 18.06.2024)

Deutsche Apotheker Zeitung, Kinder und Probiotika: Sollte man generell abraten? (abgerufen am 18.06.2024)

Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg, Muttermilch – Zaubertrank fürs Immunsystem (abgerufen am 18.06.2024)

Wassenberg Apotheke, Darmflora stärken für eine bessere Verdauung und einen gesunden Lebensstil (abgerufen am 18.06.2024)

Trillium, Entwicklung des kindlichen Mikrobioms, Die ersten Jahre entscheiden (abgerufen am 18.06.2024)

Darreichungsformen und Packungsgrößen

pegaso® Baby orale Suspension: 7ml

 

Gebrauchsinformation

pegaso® Baby ist ein Nahrungsergänzungsmittel.

 

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