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Dysbiose: Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät

Ist das Verhältnis von guten und krankmachenden Bakterien im Darm gestört und kommt es so zu einer Fehlbesiedelung von Mikroorganismen in der Darmflora, spricht man von Dysbiose. Sie kann eine Vielzahl von Beschwerden auslösen.

Dysbiose, Darmflora im Ungleichgewicht - © Canva

Dysbiose: Bakterien im Ungleichgewicht – © Canva

In unserem Darm befinden sich Billionen Bakterien. Sie sind wichtig für unsere Darmflora und ihnen kommen vielfältige Aufgaben für die Gesundheit zu. Sie beeinflussen unser Verdauungssystem im Allgemeinen, unseren Darm im Speziellen und auch unser Immunsystem. Vieles deutet darauf hin, dass die Gesamtheit der Mikroorganismen in unserem Darm – das sogenannte Mikrobiom – auch auf unsere Psyche wirkt und es sogar einen Zusammenhang zwischen den Bakterien im Darm und Depressionen geben könnte. Ist das Gleichgewicht der Darmflora gestört, spricht man von einer Dysbiose. Sie kann verschiedene Verdauungsbeschwerden auslösen und steht sogar im Verdacht, an der Entstehung von chronischen Krankheiten beteiligt zu sein. Ein weiterer, aktuell wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist die Darm-Hirn-Achse.

Überblick: Dysbiose

In diesem Artikel beantworten wir folgende Fragen rund um die Dysbiose:

Was ist eine gesunde Darmflora?

Bevor ein Baby auf die Welt kommt, finden sich keine Mikroorganismen im Darm. Der Darm eines Ungeborenen ist demnach steril. Im Zuge der Geburt werden Babys mit Bakterien besiedelt. Bei einer vaginalen Geburt übernehmen vor allem Darm- und Vaginalbakterien der Mutter diese Aufgabe. Bei einem Kaiserschnitt kommt es hauptsächlich zur Besiedelung mit Bakterien über die Haut. Über den Kontakt mit der Umwelt sowie über das Stillen und andere Formen der Säuglingsernährung kommt das Baby zunehmend mit Bakterien in Kontakt. So stellt sich bei Kleinkindern ab dem zweiten Lebensjahr ein Bakteriengleichgewicht ein. Bis zum vierten bzw. fünften Lebensjahr haben Kinder nach aktuellem Stand der Forschung ein – zum Teil auch genetisch geprägtes – eigenständiges Darm-Mikrobiom, das im weiteren Verlauf des Lebens von Schwankungen betroffen sein kann.

Die Darmflora des Menschen gilt als so eigenständig wie unsere Fingerabdrücke. In einer gesunden Darmflora können über 1000 unterschiedliche Spezies von Bakterien zu finden sein. Besonders im Dickdarm befinden sich äußerst viele Bakterien. Diese Bakterien der Darmflora lösen jedoch keine Infektionen aus, sondern erhalten die Gesundheit des Menschen und sind an zahlreichen Aufgaben im Körper beteiligt. Zu den Aufgaben einer gesunden Darmflora zählen:

Was ist Dysbiose?

Stehen die Bakterien im Darm in einem gesunden Verhältnis zueinander, können sie ihre Aufgaben gesund erfüllen. Diese normale Besiedelung bestimmter Körperbereiche mit dafür vorgesehenen Mikroorganismen bezeichnet man als Eubiose. Kommt es jedoch zu einer Dysbalance – also einem Ungleichgewicht – des Mikrobioms im Darm spricht man von der Dysbiose. Andere Worte für Dysbiose sind Dysbakterie, Dysbakteriose und Dysmikrobie.

Auch wenn wir von der Dysbiose hauptsächlich im Bereich der Darmgesundheit hören, kann eine Dysbiose grundsätzlich an allen anderen Stellen im Körper auftreten, die von Bakterien besiedelt sind. Bei der Bakteriellen Vaginose handelt es sich beispielsweise um eine Dysbiose der Scheidenflora. Aber auch auf der Haut oder im Mund kann es zu einer Dysbiose kommen.

Man spricht von einer Dysbiose im Darm also dann, wenn die strukturelle oder funktionelle Zusammensetzung der Darmbakterien aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dabei unterscheidet man die quantitative und die qualitative Dysbiose.

Bakterien im Darm

Das Mikrobiom des Darms, also die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm, ist eine faszinierende Welt in unserem Körper. Diese Zusammensetzung der Bakterien im Darm eines Menschen ist äußerst individuell. Sie ist so einzigartig wie es unsere Fingerabdrücke sind. Um die 100 Billionen Bakterien befinden sich in einem gesunden Darm, darunter mehrere hundert verschiedene Arten. Während die Dichte der Bakterienbesiedlung im Zwölffingerdarm noch vergleichsweise gering ist, nimmt sie im weiteren Darmverlauf zu und erreicht ihre höchste Besiedlungsdichte im Dickdarm. Bis zu 75 % besteht die Trockenmasse unseres Stuhls daher aus Bakterien! Zu besonders wichtigen Bakterienarten für die Darmgesundheit gehören:

  1. Eubacterium
  2. Bifidobacterium
  3. Bacteroides

Diese Bakterien im Darm sind also nicht für Infekte und Erkrankungen verantwortlich, sondern im Gegenteil wichtig für die Erhaltung der Gesundheit unseres Verdauungstraktes. Sie sind ebenso wichtig für uns, wie wir für sie sind. Denn die Bakterien bekommen von uns beispielsweise Nährstoffe geliefert. So profitieren Mensch und Bakterien voneinander. Dieses Zusammenspiel nennt man Symbiose. Schadet diese Wechselseitigkeit dem Menschen jedoch, weil es zu einem Ungleichgewicht in der Darmflora gekommen ist, ist die Rede von der Dysbiose.

Schlechte Bakterien im Darm: Anzeichen

Dass sich schlechte Bakterien im Darm ausgebreitet haben, zeigt sich durch verschiedene Auswirkungen. Die Anzeichen von zu vielen schlechten Bakterien im Darm sind also vielfältig und können – wie etwa im Fall von Kopfschmerzen – oft gar nicht so leicht mit dem Verdauungstrakt in Verbindung gebracht werden. Diese Anzeichen könnten auf zu viele schlechte Bakterien im Darm hindeuten:

Blähungen Vermehrte Blähungen und Flatulenzen oder ein Blähbauch können Anzeichen von schlechten Bakterien sein.
Krämpfe Bauchschmerzen bzw. Bauchkrämpfe können ein Anzeichen von zu vielen schlechten Bakterien im Darm sein.
Übelkeit Ein flauer Magen oder ein Gefühl von Unwohlsein bis hin zur Übelkeit können ebenso darauf hinweisen, dass zu viele schlechte Bakterien im Darm vorhanden sind.
Diarrhö Anhaltende, chronische Durchfälle können ein Anzeichen von zu vielen schlechten Bakterien im Darm sein.
Sonstiges Kopfschmerzen, Schmerzen in den Muskeln oder den Gelenken und sogar Schwächegefühle und Konzentrationsstörungen können Anzeichen von einer Dysbalance der Darmbakterien sein.

Zu viele schlechte Bakterien im Darm

Neben den für unsere Gesundheit wichtigen Mikroorganismen können sich im Darm auch schlechte Bakterien befinden, die uns krank machen oder entzündliche Prozesse im Körper fördern. Zu den schlechten Bakterien im Darm gehören zum Beispiel:

Manche dieser Bakterien können zu starken Infektionen im Verdauungstrakt führen. Sind zu viele schlechte Bakterien im Darm, kann das dazu führen, dass wir Bauchweh, vermehrte Blähungen, Verstopfung und Durchfall bekommen. Sogar für Müdigkeit und Schwierigkeiten bei der Konzentration können zu viele schlechte Bakterien im Darm verantwortlich sein.

Fäulnisbakterien im Darm

Im Zusammenhang mit der Dysbiose liest man immer wieder von „Fäulnisbakterien“. Unter diesem Sammelbegriff werden vor allem in der Laiensprache Bakterien im Darm bezeichnet, die für unsere Darmgesundheit ungünstig sind. Den Namen „Fäulnisbakterien“ haben sie unter anderem deshalb erhalten, weil sie in der Lage sind, Schwefelwasserstoff-Gase zu produzieren, die sehr übel riechen können.

Ursachen der Dysbiose

Gerät das gesunde Gleichgewicht der verschiedenen Bakterien im Darm aus der Balance, kommt es zu einem Ungleichgewicht, das sich Dysbiose nennt. Es gibt eine Reihe verschiedener Ursachen, die dazu führen können, dass sich die Zahl der nützlichen Bakterien verringert. Dadurch haben krankmachende Keime im Darm einfacheres Spiel. Denn die „guten Bakterien“ können aufgrund der geringeren Zahl ihre Schutzfunktion dann oft nicht mehr länger richtig wahrnehmen. Ursachen für eine Dysbiose sind vielfältig. Dazu können gehören:

Antibiotika als Verursacher von Dysbiose

Im Zusammenhang mit einer gestörten Darmflora bzw. einer Dysbiose im Darm ist immer wieder von der Antibiotika-Problematik zu lesen. Kein Wunder: So lebenswichtig diese wertvollen Medikamente sein können, so hoch ist auch ihr ungünstiges Veränderungspotenzial. So können bestimmte Antibiotika zu einer Veränderung von knapp 90 % der Bakterien im Darm führen. Werden dadurch auch die „guten“ Bakterien verändert bzw. verdrängt, können krankmachende Keime im Darm wiederum überhand nehmen. Eine solche Dysbiose kann dann ernstzunehmenden Auswirkungen wie die Darmübersiedlung des Bakteriums Clostridium difficile zur Folge haben. Diese Überbesiedelung kann zu einer Dickdarmentzündung mit starkem Durchfall führen. Unnötige Antibiotika-Einnahmen sollten daher nicht nur aufgrund möglicher Antibiotikaresistenzen, sondern auch im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Darmflora unbedingt vermieden werden.

Ernährung als Dysbiose-Ursache

Beobachtungen und Untersuchungen deuten daraufhin, dass die Ernährung einen wesentlichen Einfluss auf unsere Darmflora hat. Je nachdem, wie wir uns ernähren, finden sich unterschiedliche Bakterien im Gastrointestinaltrakt. So kann eine Darmfloraveränderung unter Umständen bereits wenige Stunden nach einer Ernährungsumstellung festgestellt werden. Ist die Ernährung besonders einseitig, erhöht dies das Risiko für eine Dysbiose. Je abwechslungsreicher und vielfältiger unsere Ernährung ist, desto günstiger ist das für unsere Darmflora. Eine ballaststoffarme Ernährung kann Dysbiose im Darm genauso begünstigen wie ein Übermaß an rotem Fleisch und Wurst.

Symptome: Wie merkt man eine gestörte Darmflora?

Ist der Darm von einer mikrobiellen Fehlbesiedelung betroffen, kann die veränderte Anzahl bzw. ungünstige Zusammensetzung der Bakterien verschiedene Beschwerden hervorrufen. Zu den Symptomen einer derart gestörten Darmflora gehören:

Folgen: Diese Auswirkung hat Dysbiose

Die Folgen und Auswirkungen der Dysbiose werden aktuell zunehmend erforscht. In vielen Fällen lassen sich zwar Zusammenhänge zwischen Erkrankungen und einer Dysbiose feststellen. Doch nicht immer kann z. B. zweifelsfrei festgestellt werden, ob das mikrobielle Ungleichgewicht die Folge einer bestimmten Erkrankung oder deren Ursache ist. Bestimmte Einflüsse scheint es allerdings unzweifelhaft zu geben, wie auch spannende Untersuchungen im Tiermodell zur Dysbiose im Darm zeigen: Überträgt man etwa den Stuhl von fettleibigen Mäusen in normalgewichtige Mäuse, so nehmen Letztere zu. Welche Keime daran konkret beteiligt sind, haben die Forscher derzeit noch nicht herausgefunden. Was aber klar ist, ist, dass eine sehr fetthaltige Ernährung die Zusammensetzung der Bakterien im Darm verändert, und dass das Körpergewicht auch vom Mikrobiom abhängig ist.

Bei den folgenden Erkrankungen kann die Dysbiose eine Rolle spielen:

Auch im Bezug auf das Immunsystem dürfte es insbesondere mit einer Dysbiose im Darm relevante Zusammenhänge zu geben. Dem Mikrobiom im Darm scheint eine wesentliche Bedeutung im Hinblick auf entzündliche Prozesse im Organismus und auf unser Immunsystem beizukommen. Bakterien können etwa Einfluss darauf haben, welche Bestandteile der Nahrung oder welche Organismen vom Körper als harmlos erkannt und welche als „gefährlich“ eingestuft werden. Kommt es hier zu einem Ungleichgewicht, können daraus entweder vermehrte Infektionen entstehen, oder es kann zu Überreaktionen des Immunsystems kommen. Solche Immunreaktionen sind etwa bei Autoimmunerkrankungen oder Allergien zu beobachten.

Einige Wissenschafter:innen erhoffen sich durch die weitere Erforschung der Zusammenhänge zwischen Dysbiose und verschiedenen Erkrankungen auch neue Erkenntnisse zu chronischen Schmerzen, Fatigue (chronische Müdigkeit), Rheuma und Depressionen.

Erkrankungen in Zusammenhang mit Dysbiose

Bei beistimmen Erkrankungen nimmt man einen direkten Zusammenhang mit der Dysbiose im Darm an. Dazu gehören:

Entzündungen Eine Dysbiose kann die Darmbarriere schwächen, was den Körper in einen chronischen Entzündungszustand bringen kann. Das wiederum erhöht das Risiko für das metabolische Syndrom. Folgen dieses Syndroms können erhöhte Blutfettwerte, Arteriosklerose oder Diabetes Typ 2 sein.
Reizdarmsyndrom Dabei handelt es sich um eine weit verbreitete Funktionsstörung des Darms, für die keine organischen Ursachen gefunden werden können und die mit chronischen Verdauungsproblemen einhergeht. Im Stuhl von Patient:innen mit Reizdarmsyndrom findet sich eine geringere Bakterienvielfalt als bei gesunden Menschen.
Chronische Erkrankung des Darms Eine geschwächte oder durchbrochene Barriere des Darms kann zu Entzündungen in der Darmwand führen. Aktuell befasst sich die Forschung damit, ob so eine Erklärung für das Entstehen von chronischen Erkrankungen des Darms – wie Colitis ulcerose oder Morbus Crohn – gefunden werden kann.

Wie äußert sich das Leaky Gut Syndrom?

Im Zuge der Dysbiose ist immer wider vom sogenannten „Leaky Gut“-Syndrom die Rede. Nehmen im Zuge einer Dysbiose ungünstige Keime überhand, so kann sich die Schleimhaut des Darms entzünden. Durch diese entzündlichen Prozesse kann sich wiederum die Struktur der Zellen so verändern, dass Zwischenräume entstehen. So kann der Darm durchlässig werden. Wörtlich übersetzt heißt „Leaky gut“ demnach so viel wie „durchlässiger“ oder „löchriger“ Darm. Dabei handelt es sich um eine Störung der Barrierefunktion der Darmschleimhaut. Ist die Darmbarriere gestört, kann sich die Schleimhaut nicht wie gewohnt gegen Giftstoffe und krankmachende Keime schützen. So können diese Stoffe in den Blutkreislauf gelangen, was zu allergischen Prozessen oder zu Entzündungen führen kann.

Dysbiose beim Baby

Koliken beim Baby – die sogenannten Dreimonats- oder Säuglingskoliken – gehören zu den häufigsten Gründen, warum Eltern medizinischen Rat in den ersten Lebensmonaten des Babys suchen. Wie genau diese Regulationsstörung entsteht, ist noch nicht restlos erforscht. Allerdings gibt es verschiedene Theorien zur Entstehung, bei der auch die Veränderung des Mikrobioms im Darm des Säuglings eine Rolle spielt. Prinzipiell ist der Darm eines Babys vor der Geburt völlig keimfrei. Während der Geburt beginnt die Besiedelung mit Mikroorganismen. Einfluss auf die Zusammensetzung und Vielfalt der Bakterienstämme haben etwa die Vaginalflora der Mutter (bei einer vaginalen Geburt) oder das Mikrobiom der Haut (bei einem Kaiserschnitt) und in weiterer Folge die Umwelt des Babys. Wie die Besiedelung der Darmflora vonstattengeht, hängt in weiterer Folge auch von den Rahmenbedingungen im Haushalt – wie beispielsweise der Anwesenheit von Haustieren – ab.

Die Muttermilch könnte dabei ebenso eine wesentliche Rolle spielen, denn man geht davon aus, dass sie besonders für die Besiedelung mit Lactobacilli und Bifidobakterien wichtig ist. So zeigt sich beispielsweise, dass Babys, die gestillt werden, eine andere Zusammensetzung von Keimen im Darm haben als Säuglinge, die nicht gestillt werden. Bereits vor rund 10 Jahren beschäftigte sich eine Studie mit dem Mikrobiom des Babys bei der der Entstehung von Dreimonatskoliken: Forschende konnten dabei feststellen, dass es schon in den ersten zwei Wochen nach der Geburt erhebliche Unterschiede in der Vielfalt des Mikrobioms geben kann, wobei diese spezifischen Unterschiede bis zum vierten Lebensmonat wiederum verschwinden. Babys mit Koliken wiesen in ihrer Darmflora wesentlich mehr Proteobakterien auf, wovon einige die Eigenschaft haben, Gase zu produzieren. Lactobacilli und Bifidobakterien waren darüber hinaus in ihrer Anzahl geringer als in der Kontrollgruppe.

Gastrospezialist:innen: Zu welchen Ärzt:innen bei Dysbiose?

Wenn Sie den Verdacht auf eine Dysbiose der Darmflora haben, so kann der erste Schritt der Weg in die allgemeinmedizinische Praxis bzw. zu Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt sein. Möglicherweise erhalten Sie hier eine Überweisung in die Gastroenterologie. Dabei handelt es sich um einen Bereich des Faches der Inneren Medizin, der sich vorwiegend mit dem Verdauungstrakt, der Leber und der Bauspeicheldrüse beschäftigt.

Diagnose: Untersuchungen bei Verdacht auf Dysbiose

Beim Verdacht auf eine Dysbiose steht eine Reihe von verschiedenen Untersuchungen zur Verfügung, mit denen Ärzt:innen zu einer konkreten Diagnose kommen können. Dazu gehören:

Anamnese In einem ausführlichen Gespräch werden sich Mediziner:innen einen Überblick über Ihren Lebensstil, Ihre Ernährungsgewohnheiten und auch Ihren Arzneimittelgebrauch verschaffen und Sie zu Ihren exakten Symptomen befragen.
Stuhlprobe Im Zuge einer mikrobiologischen Untersuchung einer Stuhlprobe wird das Keimwachstum auf ein Ungleichgewicht der Darmflora hin untersucht.
Atemtest Eine Dysbiose des Dünndarms kann durch einen Atemtest diagnostiziert werden, mit dem man feststellt, ob methan- bzw. wasserstoffproduzierende Keime beispielsweise die Auslöser eines Reizdarmsyndroms sind.

Therapie: Wie behandelt man eine gestörte Darmflora?

In sehr schweren Fällen einer Dysbiose, bei denen bestimmte krankmachende Bakterien im Darm vorhanden sind, kann trotz ihrer Darmflora schädigenden Wirkung die Einnahme von Antibiotika angezeigt sein. Grundlegend geht es bei einer Dysbiose in der Behandlung allerdings in der Regel darum, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze:

Empfehlenswert ist es, währen einer akuten Dysbiose auf Steinobst, Rohkost (ausgenommen Blattgemüse) und stark blähende Lebensmittel zu verzichten.

Prognose und Verlauf einer Dysbiose

Durch eine gezielte Therapie sowie adaptierte Lebensstil- und Ernährungsmaßnahmen kann die Darmflora wieder günstig beeinflusst werden. Je eher die darmgesunden Gewohnheiten beibehalten werden, desto größer ist die Chance auf einen günstigen Verlauf der Dysbiose. Werden ungünstige Ernährungsformen und schädigende Lebensstilfaktoren beibehalten bzw. wieder aufgenommen, kann eine Dysbiose bestehen bleiben oder neuerlich entstehen.

Vorbeugen von Dysbiose

Aktuell geht man davon aus, dass eine ausgewogene Ernährung von zentraler Bedeutung in der Vorbeugung einer Dysbiose ist. Lebensmittel, die für einen gesunden Darm regelmäßig auf dem Speiseplan stehen dürfen, sind beispielsweise die Folgenden:

Bestimmte Pro- sowie Präbiotika aus der Apotheke können ebenso zur Vorbeugung angewendet werden.

Selbsthilfe: Was kann man gegen Dysbiose tun?

Wenn Sie eine Dysbiose vermuten, können Sie eine allgemeinmedizinische Praxis oder Fachärzt:innen für Gastroenterologie aufsuchen, um eine konkrete Diagnose zu erhalten. Es gibt allerdings auch einige Aspekte, die Sie in der Selbsthilfe gegen Dysbiose beachten können:

Zusammenfassung: Dysbiose auf einen Blick

Die Dysbiose stellt eine komplexe Störung der Darmgesundheit dar, die durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird und eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert, um sie zu behandeln und um ihr vorzubeugen. Die wichtigsten Infos dazu haben wir hier noch einmal für Sie zusammengefasst:

  1. Definition und Hintergrund:
    • Dysbiose bezeichnet eine Störung im Verhältnis zwischen gesunden und krankheitserregenden Bakterien im Darm, was zu einer Fehlbesiedelung der Darmflora führt.
    • Sie kann eine Vielzahl von Beschwerden hervorrufen und betrifft nicht nur den Darm, sondern kann auch an anderen Körperstellen auftreten, die von Bakterien besiedelt sind
  2. Gesunde Darmflora:
    • Die Darmflora besteht aus Billionen von Bakterien, die wichtige Funktionen für die Verdauung, das Immunsystem und sogar die Psyche des Menschen erfüllen.
    • Eine gesunde Darmflora besteht aus einer vielfältigen Gemeinschaft von Bakterien, die verschiedene Aufgaben wie Verdauungsförderung, Schutz vor Entzündungen, Immunstimulation und Entgiftung übernehmen.
  3. Dysbiose und ihre Ursachen:
    • Dysbiose tritt auf, wenn das Gleichgewicht der Darmbakterien quantitativ oder qualitativ gestört ist.
    • Ursachen können ungünstige Ernährung, körperliche Faktoren wie Magensäuremangel, chronischer Stress und die Verwendung von Medikamenten wie Antibiotika sein.
  4. Symptome und Folgen:
    • Symptome einer gestörten Darmflora umfassen Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen.
    • Dysbiose kann mit verschiedenen Erkrankungen wie Dickdarmentzündungen, Adipositas und anderen in Verbindung gebracht werden.
  5. Diagnose und Therapie:
    • Zur Diagnose stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung, einschließlich Stuhltests und Atemuntersuchungen.
    • Die Therapie zielt darauf ab, die Darmflora durch den Einsatz von Probiotika, Präbiotika, Ernährungsumstellungen und Stressmanagement wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
  6. Prognose und Vorbeugung:
    • Eine rechtzeitige Behandlung und die Beibehaltung einer gesunden Lebensweise können die Prognose verbessern.
    • Eine ausgewogene Ernährung, die reich an ballaststoffreichen Lebensmitteln ist, sowie der Verzicht auf ungünstige Ernährungsgewohnheiten können dazu beitragen, Dysbiose vorzubeugen.
  7. Selbsthilfe:
    • Im Falle einer vermuteten Dysbiose sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
    • Selbsthilfemaßnahmen umfassen die Anpassung der Ernährung, Stressmanagement und die Vermeidung von belastenden Lebensmitteln.

Erstellt am: 26.03.2024

Quellen:

Tina Konrath, „Colic babies“ Inzidenz, mögliche Ursachen und Behandlungsoptionen (abgerufen am 26.03.2024) 

universimed.com, Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse: Ernährung als Behandlungsansatz für Depression (abgerufen am 26.03.2024)

internisten-im-netz.de, Schwerpunkt Gastroenterologie (abgerufen am 26.03.2024) 

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Stanislav Dusko Ehrlich, The human gut microbiome impacts health and disease (abgerufen am 26.03.2024) 

hohenzollern-apotheke.de, Darm & Immunsystem – wie Sie einfach Ihre Darmflora aufbauen (abgerufen am 26.03.2024) 

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adipositas-gesellschaft.de, Definition von Übergewicht und Adipositas (abgerufen am 26.03.2024) 

flexikon.doccheck.com, Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö (abgerufen am 26.02.2024) 

apotheken.de, Stuhluntersuchungen (abgerufen am 26.03.2024) 

aeskulap.at, Probiotika und Präbiotika – wo liegt der Unterschied? (abgerufen am 26.03.2024)